Dunkle Herzen by Nora Roberts

Dunkle Herzen by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 3641111668
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-05-29T22:00:00+00:00


Viertes Kapitel

Sie mußte wohl eingedöst sein. Als Clare sich mühsam aus den Fängen des Schlafes befreite, raste ihr Herz wie wild. Sie spürte den trockenen, bitteren Geschmack der Furcht noch im Mund, während sie sich vorsichtig aufrichtete. Einen Moment lang vermischte sich der Traum mit der Wirklichkeit, und die harte, von einem dünnen Vorhang umgebene Liege verwandelte sich in einen Sarg. Das Bild marterte ihr Hirn.

Dann erinnerte sie sich daran, daß Cam sie von der Notaufnahme in dieses kleine Geviert geführt und den Vorhang zugezogen hatte, so daß sie vor den Blicken anderer abgeschirmt war und nur ein schwaches Licht in die Kabine drang. Hinter dem Vorhang konnte sie schemenhafte, umherhuschende Gestalten erkennen.

Irgendwo hatte er einen Kassettenrekorder aufgetrieben und sie knapp, aber gründlich über das befragt, was geschehen war, seitdem sie sein Haus verlassen hatte.

Eine tiefe Traurigkeit, gemischt mit Unbehagen, hatte sie beschlichen, während sie seine Fragen beantwortete. Zwar hatte er sein Dienstabzeichen nicht für jeden sichtbar am Hemd getragen, dennoch hatte es zwischen ihnen gestanden, und sie wußte es.

Schließlich hatte Cam den Rekorder ausgeschaltet, die Kassette beschriftet und eingesteckt, ihr eine Tasse Tee gebracht und war bei ihr geblieben, bis der Schlaf sie überwältigte.

Clare war erleichtert, ihn nicht an ihrem Bett vorzufinden, so konnte sie sich einen Moment Zeit nehmen, um sich zu beruhigen. Der Traum, welcher sie geweckt hatte, lief immer noch wie ein nicht enden wollender Film vor ihrem inneren Auge ab.

Zu dem alten Alptraum waren einige neue Elemente hinzugekommen. Diesmal war sie selbst durch den Wald gerannt, durch das Unterholz gebrochen und hinaus auf die Straße gestürzt. Hinter sich hatte sie ganz deutlich Gesang vernommen, der immer stärker anschwoll. Es roch nach Blut und Rauch. Und es war ihr bleiches, gehetztes Gesicht gewesen, das vom harten Licht der Scheinwerfer erfaßt wurde. Hinter dem Steuer des Wagens, der im Begriff war, sie über den Haufen zu fahren, konnte sie die Gestalt eines Mannes mit dem Kopf eines Ziegenbocks erkennen.

Beim Zusammenstoß war sie aufgewacht. Der dumpfe Aufprall hallte immer noch in ihrem Kopf wider.

Clare rieb sich mit den Händen über das Gesicht. In ihren Fingerspitzen spürte sie ein heftiges Pulsieren. Sie war wach, mahnte sie sich; wach, sicher, geborgen und unverletzt. Langsam normalisierte sich ihr Herzschlag wieder. Ganz in der Nähe ertönte ein abgehacktes Husten, gefolgt von einem gequälten Stöhnen.

Alpträume verschwinden, dachte sie. Die Realität ließ sich jedoch nicht verdrängen. Irgendwo in diesem Gebäude lag eine andere Frau in einem anderen Bett. Eine Frau, für deren Schicksal sie die Verantwortung trug.

Gerade als sie die Beine von der Liege schwingen wollte, wurde der Vorhang zurückgezogen.

»Du bist ja wach.« Cam kam auf sie zu, um ihre Hand zu ergreifen und sie aufmerksam anzuschauen.

»Wie lange habe ich geschlafen? Ist sie aus dem OP raus? Ich möchte jetzt sofort …« Sie brach ab, als sie bemerkte, daß Cam nicht allein war. »Dr. Crampton.«

Der Doc schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und tätschelte ihre freie Hand. »Nun, junge Dame, wo fehlt’s uns denn?« meinte er, während er ihren Puls fühlte.

Dieselbe Begrüßung hatte sie schon vor fünfzehn Jahren zu hören bekommen, als er ihre Mittelohrentzündung behandelt hatte.



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